Verbrechersyndikat

Vor zwei Jahren lebte meine Tante noch. Sie wusste, dass der Krebs bald siegen würde und wollte mir Verfügungsgewalt über ihr Girokonto bei der Postbank geben. Der Antrag und ihre Vollmacht wurden bei der Postbank-Filiale abgegeben. Angeblich, so erfuhr ich irgendwann auf Nachfrage, ist dort angeblich nie angekommen.

Vor eineinhalb Jahren ist meine Tante dann verstorben. Ich bin alleiniger Erbe. Der Erbschein und Todesschein wurden an die Postbank geschickt mit Bitte um Kontoauflösung. Auch diese Sendung bleibt angeblich verschollen. Ein Einschreiben vor vier Wochen mit Fristsetzung blieb natürlich, wie nicht anders zu erwarten, ohne Reaktion.

Eine E-Mail an den s.g. "Kundenservice" brachte eine Antwort: Ich solle in die Filiale oder einfach nochmal schreiben. Im Kundenservice könne man nichts für mich tun.

Heute bei der Postbank-Filiale gewesen. Sowas geht nur nach Termin, weil gar nicht erst jeden Tag überhaupt jemand von der Postbank in der Filiale ist. Ich brachte meinen Unmut darüber zum Ausdruck, dass die Postbank mir seit eineinhalb Jahren Geld schuldet, mit meinem Geld arbeitet und sich wie ein Verbrechersyndikat verhält. Die traumhafte Antwort: "Auf der Welt geschieht viel Schlimmeres."

Angeblich soll es jetzt drei Monate (!) dauern, bis das Konto aufgelöst und mir mein Erbe ausgezahlt wird. Ich glaube nicht mehr daran. Der nächste Schritt wird der Gang zum Anwalt.