Service des Grauens

Am 10.03 musste ich beruflich von Freiburg nach Jena fahren. Den Zug hatte ich aufgrund der Preispolitik viele Wochen im Vorraus über die App gebucht. Ich hatte einen Termin um 14Uhr in Jena und habe mir als erfahrene Bahnfahrerin einen 3 Stunden Puffer eingeplant, damit nichts schief ging.
Ca. Vier Wochen vor Abfahrt erhielt ich eine Mail, die als push-Nachricht erschien. Da dies ständig passiert und immer beginnt mit "Ihre Reise..." Und mit "5min verspätet" endet, hab ich das Ding weggewischt, waren ja noch 4 Wochen....
Am Abreisetag traf ich um 5:35 Uhr am Bahnhof in Freiburg an und freute mich über die Zeit für einen Kaffee, Zugabfahrt war 5:52 mit dem ICE Richtung Mannheim. Ich wunderte mich noch über Schlagzahl der ICS an diesem Morgen, da gefühlt alle 5min ein Zug vor. 5:45 fuhr auch eine Richtung Mannheim, da überlegte ich noch ob ich da nicht mitfahren, dann hätte ich etwas mehr Spielraum in Mannheim beim Umsteigen, aber Zugbindung und so. 5:50 war der Bahnsteig leer. Keine Durchsage nichts, nächste ICE 7:28....
Aufgelöst bin ich in die Bahnhofhalle, am geschlossenen Infoschalter, war die seitliche Tür geöffnet, eine Bahnmitarbeiterin spielte mit dem Handy: Guten Morgen, entschuldigen,haben Sie geöffnet? Mein Zug ist verschwunden!" Versuchte ich es höflich, aber in Panik, wegen meinem Termin. " Nein, ich hab nicht offen und ihr Zug ist nicht verschwunden, der war vorverlegt, da hängen doch Zettel überall im Bahnhof seit 2Wochen!" Ich: aber in der Echtzeit-Anzeige in der App stand da gar nichts und es kam auch keine Durchsage bei Einfahrt des Zuges?". Sie: "außer Ihnen hat's ja wohl jeder kapiert, außerdem hab ich geschlossen", ich: "Aha und wann öffnen, es gibt keine Öffnungszeite für den Infoschalter und ich muss dringend nach Jena" Sie: " ich öffne, wenn offen ist". Panik, App abgeklappert, Email von vor vier Wochen gefunden, Zug 10min vorverlegt (echt jetzt Bahn? Ihr könnt auch früher). Mit grosser Wir im Bauch gewartet bis die "Service"-Mitarbeiterin kurz nach 6 den Rollo hochgekurbelt hat. Ich (nicht mehr ganz so freundlich:" Können Sie mir wenigstens sagen wie ich jetzt pünktlich nach Jena
komme?", Sie: "jetzt hören Sie mir Mal zu, wenn ich in den Urlaub fliege erkundige ich mich vorher auch, wann der Flieger geht. Wenn man sich halt nicht kümmert und 5 min vor Einfahrt erst hier auftaucht ( ich habe einen Parkbelegt, der dies deutlich wiederlegt), kommt halt so was raus.: Ich: " Ich finde Sie ganz schön unverschämt". Die "Servicemitarbeiterin": " ich finde SIE ganz schön unverschâmt, hier vor der Öffnungszeit zu klopfen". Daraufhin wendete Sie sich zuckersüss an den nächsten Kunden und schob mir wortlos ein Zettel zu. Aha, die neue Bahnverbindung, viel zu spät in Jena. Ich sah Sie fragend an. Sie: sie können froh sein, dass ich sie überhaupt noch mitfahren lasse, eigentlich müssten Sie eine neue Fahrkarte kaufen" ( hierzu ist anzumerken: in der Email von vier Wochen wurde explizit die Zugbindung für diese Fahrt aufgehoben).
Nun stand ich den Tränen nahe auf Gleis 1 in Freiburg, kurz nach 6 Uhr morgens und der wichtige Termin nicht erreichbar. Da fuhr ein ICE ein, Richtung Mannheim (als geschulter Bahnfahrer weiss ich: nutze jeden Zug der Dich in die richtige Richtung bringt, es ergibt sich immer was), die Servicemitarbeiterin hatte mir aber erst eine Verbindung um 7:30Uhr rausgesucht und ich wollte nicht den nächsten Ärger riskieren, hatte aber auch die Email noch nicht gelesen, wo das mit der Zugbindung im Kleingedruckten stand. Ein Schaffner stieg aus, keine Fahrgäste. Ich suchte Augenkontakt: Guten Morgen, darf ich Sie kurz was fragen?", er lief an mir vorbei zum Eingang des Bahnhofes, ignorierte mich. Als er zurückkam, ein erneuter Versuch"Guten Morgen...", Er unterbrach mit einem Ton der mir durch die Knochen fuhr:" ja was woll'n se denn nü?". Ich schluckte, bat ihn bitte einfach kurz freundlich zu sein und versuchte kurz zu erklären."Wes ich nicht..."würde ich an geherrscht. Eine Kollegin eile herbei und musterte mich augenrollend:"was'n hier los, woll'n se jetzt mit oder wie?". Ich bin zitternd in diesen Zug eingestiegen und dachte nur egal was jetzt kommt, es ist mir völlig egal. Mit kamen die Tränen und die Schaffnerin stempelt kommentarlos meine Karte und lief weiter. Schikane. Ich möchte dazu sagen, dass ich als Internistin tätig bin, Stress ist mein Beruf, schlimme Situationen, Menschen im Ausnahmezustand sind fast mein Alltag, aber an diesem Morgen würde ich einfach kalt erwischt. Ich habe mein Leben im Griff,ich komme mit ausreichend Zeit zum Bahnhof, ich habe mich schlichtweg auf die DB-App verlassen, die mir normalerweise alle Änderungen zeitnahe liefert. Nur dieses Mal eben nicht.Das ich dafür zum Blitzableiter unterbezahler, schlecht geschulter, und Entschuldigung -wohl auch schlecht erzogener- Bahnmitarbeiter werde, kann und darf nicht sein. Ich nehme sonst alles in Kauf 120min Zugverspätung im Winter mit Kleinkind Hauptbahnhof Mannheim-kein Problem, Zugausfall von München, Nachfolgezüge überfüllt, 4h mit Kleinkind auf dem dreckigen Boden gesessen, eingeklemmt zwischen Koffen -geschenkt, aber behandelt zu werden wie der letzte Abschaum: Nein.
Anmerken möchte ich zudem, dass der Plan in den ersten Zug in die richtige Richtung zu springen aufging, da natürlich der Anschlusszug in Mannheim 25min Verspätung hatte (auf die Bahn ist halt Verlass) und somit kam ich pünktlich an.
Ich möchte weder eine Entschuldigung, noch einen ollen Gutschein für ein Softgetränk in Ihrem (leider oft geschlossenen Bordbistro). Ich möchte, dass Sie hören, lesen und ernst nehmen, was da draussen in Ihren Bahnhöfen vor sich geht .